Kaum ein anderer Bereich in der Landwirtschaft wurde in den letzten Jahrzehnten technisch so hochgerüstet wie die Milchproduktion. In den 50er Jahren wurden die Kühe per Hand und Melkschemel gemolken und in kleine Milchkannen gefüllt. Jede Kanne war mit einer Nummer versehen, so dass die Molkerei die Rohmilch dem richtigen Landwirten zuordnen konnte. Alle Kannen wurden in meiner Kindheit noch mit einem Pferdewagen eingesammelt und direkt zu der örtlichen Molkerei gefahren. Die Milch von unserem Hof wurde in der örtlichen Molkerei in Hatshausen verarbeitet. Auf dem Rückweg brachte das Pferdefuhrwerk die leeren Kannen wieder zurück.
Nur jeder 27. Betrieb hat überlebt
Bis in die 50er Jahre wurden die Milchkühe, wie auf dem Foto zu sehen, noch mit der Hand gemolken. Ab der 60er Jahre kamen die ersten Melkmaschinen und heute übernehmen sog. Melkroboter die Arbeit.
Zugleich stieg die Milchleistung der Kühe, dank Züchtungserfolge und Kraftfuttereinsatz, von rd. 3.000 Liter auf heute rd. 9.000 Liter Milch pro Jahr an.
Der Nachteil: Die Milchmenge ist fast konstant geblieben aber die meisten Landwirte mussten ihren Hof aufgeben. Die Zahl der Milchkuhhalter in Niedersachsen schrumpfte zwischen 1950 und heute von rd. 240.000 auf nur noch rd. 9.000 Milchbetriebe
Die Pferde haben ausgedient
Ab 1970 wurden die kleinen Milchkannen durch größere Milchkübel ersetzt. Mit dem Einsatz der Melkmaschinen reichten die kleinen Kannen nicht mehr aus. Zugleich musste die Milch in den Abendstunden mit Hilfe eines Rührwerkes gekühlt werden. Mit Wasserdruck wurde das Rührwerk in Bewegung gesetzt und das seitlich ablaufende Wasser kühlte die Außenwand allmählich ab. Ich kann mich deshalb gut daran, weil wir des öfteren vergessen hatten, das Wasser abzustellen und am Morgen alles unter Wasser stand.
Leider hatte auch das Pferd als Zugtier ausgedient und wurde durch einen Traktor ersetzt. Ab den 80er Jahren kamen dann die noch heute gängigen Milchtankfahrzeuge zum Einsatz. Nun waren die Betriebe gezwungen, neue Kühlanlagen zu bauen, da die Milch nicht mehr täglich abgeholt wurde. Die kleinen örtlichen Molkereien wurden nach und nach stillgelegt und die Tankfahrzeuge legten immer größere Strecken zurück. Diese Entwicklung führte letztlich auch zu der heutigen Konzentration der wenigen Großmolkereien.
Früher standen die Kühe zu zweit in diesen Ställen. Die gute alte Butter aus der Molkerei in Jemgum Milchkannen an der Straße
Das Milchgeschirr kam ab der 60er Jahre zum Einsatz. Melken auf dem Lande wie in den 70er Jahren Dorfmolkerei in Hatshausen 1978
Fotos aus dem Milch- und Molkereimuseum Jemgum Milchkannen am Fahrrad befestigt Milchfahrer Meinders aus Tichelwarf
Milchtransport 1978 während der Schneekatastrophe Milchkannen und Milchkübel mit Rührwerk Milchtankfahrzeug der Molkerei Ammerland
Milchtankstelle in Leer - Frischer geht es nicht Mit Eimer und Melkschemel Autonomes melken in einem Milchbetrieb
Ehem. Molkerei in Hatshausen Milchkanne mit Zahl Butter aus Stapelmoor Ehem. Molkerei in Holtland