Immer billiger auf Kosten der Natur
Die Hauptursache der zuvor genannten Milchkriesen ist m.E. die fortlaufende Überproduktion. Die Preise fallen
und jeder Betrieb hofft, durch noch mehr Milch die Kosten wieder in den Griff zu bekommen. Das funktioniert aber nicht, weil es viele machen und angesichts des steigenden Milchmengen
der Literpreis noch weiter nach unten wandert. Angebot und Nachfrage liegen zu weit auseinander und können m.E. auch staatlich nicht verordnet werden.
Die Milchbauern müssen bei den Preisverhandlungen mit den Molkereien und Discountern unbedingt mit am Tisch sitzen.
Der Export von subventionierter Billigmilch in Länder wie Afrika und Asien ist einzustellen, damit auch die dortige Landwirtschaft eine Chance
hat.
DEMO in Oldenburg: Bauernhöfe statt Agrarfabriken
Warum Kraftfutter aus gerodeten Urwaldregionen Südamerikas importieren, nur damit unsere Hochleistungskühen noch mehr produzieren.
Alle Subventionen sind zukünftig auch nach Umweltfaktoren und Tierwohl - wie z.B. Weidehaltung auszurichten, denn sonst hat die Natur keine Chance mehr. Die Artenvielfalt, Bienen- und Vögelbestände sind schon jetzt bedrohlich zurückgegangen.
Das Volksbegehren für Artenvielfalt in Bayern wird nicht die letzten Aktion dieser Art sein. Bayern zahlt jährlich 250 Millionen Euro an Betriebe aus Umweltprogrammen aus. Niedersachsen ist nicht einmal in der Lage, das Geld für eine Weideprämie aufbringen.
Keine Agrarfabriken: Es wäre fatal für die Natur und für die ländlichen Regionen, wenn es nur noch wenige Großbetriebe geben
würde.
Die Öffentlichkeit ist besser aufzuklären und die Verpackungen besser zu kennzeichnen, ob der Verbraucher billigere Milch aus
Großställen mit Gansjahreshaltung oder doch hochwertige Weidemilch von gesünderen Tieren trinkt.
Milchkühe sind Lebewesen und keine Hochleistungsmaschinen. Warum muss eine Kuh bis zu 10.000 l Milch geben und darf nur noch
wenige Jahre alt werden
Das Image der Landwirtschaft muss besser werden. Letztlich schadet die Diskussionen um das Tierwohl etc. der Landwirtschaft am
meisten. Es scheint, die Agrarpolitik nimmt zuviel Rücksicht auf Investoren und Lobbyisten. Insbesondere dann, wenn es um das Tierwohl und dem Um-weltschutz geht. Hier muss die Politik sich
endlich klarer positionieren. Sollen zukünftig die Landwirte die Milchkühe nur noch in großen Stallanlagen einsperren oder sind die viele kleineren Betriebe zu fördern, die ihre Tiere
noch auf der frischen Weide laufen lassen ? Wollen wir uns jetzt für eine artenreiche Landschaft entscheiden oder weiterhin die großen Anbauflächen mit Monokulturen fördern ?
Und eines ist sicher: Die Großmästereien und Kapitalanleger, die heute die Gewinne einstreichen, werden mit Sicherheit nicht für die damit verbundenen Umweltschäden aufkommen müssen! Diese Kosten bleiben, wie immer bei uns als Steuerzahler bzw. Verbraucher hängen. Wenn aus dem Trinkwasser zusätzlich die hohen Nitratwerte herausgefiltert werden müssen, zahlt nur der Wasserkunde die Zeche. Ich habe absolut nichts gegen die Landwirtschaft, da vor allem die kleinen Betriebe tagtäglich um ihre Existens kämpfen müssen. Sie versorgen uns täglich mit wichtigen Lebensmitteln und sollten dafür auch einen fairen Preis bekommen.
Die Politik muss jetzt endlich handeln, die Umweltprobleme nicht nur verwalten sondern sie auch wirklich lösen !
In der Landschaft gibt es kaum noch Blumen, Bienen...
Ich habe großen Respekt vor der harten Arbeit eines Bauern und was wäre die Landschaft ohne unsere Landwirtschaft. Ich bin selber auf einem Hof aufgewachsen und habe die stetigen Veränderungen und die Existenzsorgen vieler Landwirte hautnah miterlebt. Im Rahmen meiner Diplomarbeit in 1984 befasste ich mich mit den Einfluss der Gülledüngung auf die Nitratgehalte in Grund- und Oberflächengewässern. Leider muss ich sagen, dass sich trotz aller Erkenntnisse und Warnungen sich für die Natur gar nichts verbessert hat. Die auf Großbetriebe ausgerichtete Agrarpolitik hat es in den letzten Jahrzehnten tatsächlich geschafft, sowohl die Zahl der Tier- und Pflanzenarten als auch die Anzahl der bäuerlichen Familienbetriebe drastisch zu verkleinern.
Warum keine Agrarfabriken ?
Dass auch heute noch viele kleine Höfe um ihre Existenz kämpfen müssen, ist aus folgenden Gründen eine agrarpolitische Katastrophe:
Eine Agrarpolitik, die landwirtschaftliche Höfe in Industriebetriebe umwandeln möchte, ist zu kurzsichtig gedacht und falsch. Die Landwirtschaft arbeitet - im Gegensatz zu einer Fabrik – nicht in schützenden Hallen. Wird der Boden bearbeitet, Pflanzenschutzmittel versprüht oder die Felder gedüngt, ist es immer mit Auswirkungen auf die Natur wie Wasser, Boden, Luft, Tiere und Pflanzen verbunden.
Die Produktion kann nicht ohne Nachteile für die Umwelt beliebig hochgefahren werden. Ob auf Weide- oder Ackerland, die Böden als auch die Pflanzen können je Quadratmeter Anbaufläche nur eine bestimmte Menge an Dünger bzw. Gülle verkraften. Wird diese Grenze überschritten, versickert diese Supstanzen ungenutzt in tiefere Erdschichten und verunreinigt unser Trinkwasser. Gebiete mit hohen Nitratwerten im Trinkwasser sind ein klares Indiz dafür, dass der Produktionsfaktor Boden jahrelang überfordert wurde.
In meiner Diplomarbeit von 1984 hat es mich schon überrascht, dass gerade in Gebieten wie Vechta die Massentierhaltung schon so stark verbreitet war. Ein Gebiet mit derat sandigen Bodenschichten läßt überschüssige Güllemengen sofort in den Boden versickern. Kein Wunder also, dass allein zwischen 1968 und 1983 die Nitratwerte im Trinkwasserbereich eines Wasserwerkes in Holdorf sich um das vierfache erhöht haben.
Zum Vergleich wählte ich ein Wasserwerk im Landkreis Leer aus, wo die Verhältnisse völlig umgekehrt waren und im Trinkwasser die Nitratwerte unter 0,5 mg/l lagen. Die Tierzahlen waren wesentlich niedriger und der Boden ist mit Lehmschichten versetzt und damit wesentlich undurchlässiger. Aber Vorsicht, auch hier können bei Überdüngung Nitrate in tiefere Grundwasser versickern - auch wenn es viele Jahre länger dauert. Man bedenke, berichtete mir der Leiter des Wasserwerkes, dass das Wasser was wir heute fördern und trinken um die 30 Jahre alt ist.
In Ostfriesland können die Landwirte ihre Güllemengen noch gut selbst einsetzen, ohne dabei den Boden zu überfordern. Aber es kommen vermehrt Gülletransporte aus benachbarten Landkreisen mit Massentierhaltungen hinzu, die ihre hohen Güllemengen selbst nicht unterbringen können. Damit sich keine reine Entsorgungskultur aufbauen kann, sind die Mengen genauestens zu erfassen und auch zu überwachen. Als im März 2018 alle Kanäle und Gräben zugefroren waren, sah ich zeitgleich viele emsländische Großtranssporte mit Gülle in den Landkreis Leer fahren. Unter diesen Bedingungen erschienen mir diese Transporte als sehr, sehr fragwürdig, da im Herbst 2017 die Böden für die schweren Güllefahrzeuge zu nass waren und jetzt im Winter die Güllekeller überliefen. Einige Betriebe suchten stillgelegte Höfe auf, um dort die leeren Lagerräume zu nutzen. Und just, als der Boden mit dem einsetzenden Frost tragfähiger wurde, gab es für die Fahrzeuge kein halten mehr. Denn irgendwo muss sie ja bleiben - die Gülle aus den Agrarfabriken. In diesem Falle leider auch in unseren Gräben und Kanälen.
In der Landwirtschaft arbeiten wir mit Tieren und nicht wie in einer Fabrik mit Maschinen. Unsere Kühe verdienen unsere höchste Wertschätzung und sind keinefalls Produktionsmaschinen.
Dank unserer Agrarpolitik wurden schon hunderttausende von Arbeitsplätzen vernichtet. Die vielen, kleinen bäuerlichen Familienbetriebe, die ihren Hof schon aufgeben mussten, werden wir mit Sicherheit nie wieder sehen. Ein subventioniertes Arbeitsplatzvernichtungsprogramm wurde in Gang gesetzt - obgleich Subventionen doch eigentlich Arbeitsplätze schaffen oder zumindest erhalten sollten.
Auf einem Hof sollte der Bauer seine Tiere kennen. Und anstatt die Tiere ganzährig einzusperren, sollte er seine Herde in den Sommermonaten auf die Weide treiben können. Das ist heute leider auf vielen Höfen angesichts der steigenden Betriebsgrößen vielfach nicht möglich. Ich halte das für eine katastrophale Entwicklung, da ein Weideauftrieb u.a. die Gesundheit der Tiere fördert, die Qualität der Milch erhöht und zugleich ein wichtiger Beitrag für die Natur und ihre Artenvielfalt ist.
Unterstützen wir die Landwirte, die ihre Milchkühe noch auf den Weiden grasen lassen.
Ökonomisch und ökologisch gesehen mit Sicherheit der bessere Weg.